Nackt und nass und manchmal quakt´s

Grasfrosch auf der Richthofenstraße  (H. Andretzke)

Wer kennt sie nicht, diese Verwandlungskünstler: Sowohl im Wasser als auch an Land sind sie zu Hause, und manche machen sich durch lautes Quaken bemerkbar.
Vor allem während der Laichwanderungen sind die Amphibien in Gefahr: Jedes Jahr werden Tausende Kröten und Frösche während ihrer Wanderungen Opfer des Straßenverkehrs.
Nicht nur der Verkehr bedroht die Amphibien: Noch problematischer ist die Zerstörung von Lebensräumen und Laichgewässern. Denn die Lurche können langfristig nur überleben, wenn ihre Lebensräume erhalten bleiben.

 

Grasfrösche auf Norderney

Seit 2001 führt der BUND auf Norderney alljährlich im Frühjahr Zählungen der wandernden Grasfrösche auf der Richthofenstraße zwischen Waldweg und Birkenweg sowie auf der Deichstraße zwischen Lüttje Legde und Karl-Rieger-Weg durch.
Die betreffenden Straßenabschnitte werden mit Beginn der Amphibienwanderung Februar/März bis Ende April vom Einsetzen der Dämmerung bis Mitternacht ein- bis zweimal täglich auf wandernde bzw. überfahrene Tiere kontrolliert.
Insbesondere der erste feucht-warme Abend im Frühjahr eignet sich für die Beobachtung der harmlosen Tiere, in 2023 konnten an einem einzigen Abend 170 lebende Tiere (leider auch 41 überfahrene) gezählt werden.

 

Situation auf der Deichstraße

Seit 2011 wird die Deichstraße von einem Amphibientunnel unterführt. Auf der südöstlichen Seite wird der Tunnel von einem stationären Leitsystem aus Betonelementen flankiert. Gleichzeitig errichten Mitglieder des örtlichen BUND in jedem Frühjahr vor Beginn der Wanderung einen mobilen Leitzaun auf der nordwestlichen Seite. Der deutliche Anstieg der Lebendfunde belegt die positive Auswirkung dieser Maßnahmen. Seit 2011 übersteigt die Zahl der Lebendfunde die der Totfunde regelmäßig.
Trotzdem werden immer noch viele Grasfrösche überfahren. Das ist damit zu begründen, dass Teilabschnitte der Deichstraße nicht durch das Leitsystem abgesichert werden können, weil an den betreffenden Stellen Seitenstraßen einmünden oder Privatgrundstücke bestehen.

 

Situation auf der Richthofenstraße

Auf der Richthofenstraße wurden wechselnde Schutzmaßnahmen durchgeführt, von denen die nächtliche Vollsperrung zwischen 19.00 und 6.00 Uhr jeweils im März und April die messbarsten positiven Auswirkungen hatte. Allerdings verführen die durch den Klimawandel zunehmenden Temperaturen die Grasfrösche zu einem Laichbeginn bereits im Februar. Der Zeitraum der nächtlichen Straßensperrung wird daher um einige Wochen vorverlegt
werden.

Die Frösche überwintern im nördlich der Richthofenstraße gelegenen Kiefernwäldchen und springen bei Temperaturen ab 6°C in Richtung Eisteich und Löschteich. Bevorzugt werden feuchte Abende mit wenig Wind. Im März 2023 zählte der BUND an einem einzigen Abend auf Deich- und Richthofenstraße 170 lebende Frösche.
Dazu allerdings auch 41 überfahrende Tiere, was verdeutlicht, dass das nächtliche Fahrverbot auch kontrolliert werden muss, um wirksam zu sein. Aber auch Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer sollten in den ersten lauen Frühjahrsnächten langsam und aufmerksam fahren. Und wer einem der harmlosen Tiere begegnet, darf ihm gerne über die Straße helfen und am Eisteich absetzen.

Amphibien