Pflegemaßnahmen für Schmetterlinge am Kaisershloot

Kommafalter auf der Wiese am Kaiserschlot (Foto. H. Andretzke)

Der BUND beschäftigt sich schon seit über 30 Jahren mit der Tagfalterfauna Norderneys. In einer Festschrift über die Flora und Fauna der Insel aus dem Jahr 1987 berichtet der Naturschutzverband, dass damals über 20 Tagfalter auf der Insel heimisch waren. Heute liegt einer der wertvollsten Tagfalterlebensräume Norderneys am Kaiserschlot östlich des Leuchtturms am Abzweig zur Oase. Auf dem Areal eines ehemaligen Parkplatzes, dessen Nutzung Ende der 1980er Jahre eingestellt wurde, hat sich eine Schmetterlingswiese mit vielen Blütenpflanzen entwickelt. An den Blüten der Kräuter finden die Tagfalter Nahrung und die Gräser sind für die Raupen als Futterpflanzen von Bedeutung. Der BUND konnte in den letzten Jahren auf dieser Wiese über 15 Tagfalterarten nachweisen, unter denen sich seltene Arten wie der Kommafalter befinden. Die Wiese am Kaiserschlot gehört zu seinen letzten Zufluchtsorten in Ostfriesland!

 

Im letzten Jahrzehnt ist auf der Wiese eine für die Schmetterlinge ungünstige Entwicklung eingetreten. Gehölze sind zu Ungunsten von Blütenpflanzen auf dem Vormarsch. Insbesondere die in Mitteleuropa nicht heimische Kartoffelrose hat sich stark ausgebreitet. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Strauch aus Fernostasien wegen seiner schönen Blüten als Zierpflanze nach Europa gebracht. Da die Art sehr schnell wächst und sehr robust ist, ging man im zweiten Weltkrieg dazu über, sie zu Tarnungszwecken auf Bunker zu pflanzen, was ihr im Volksmund den Namen „Hitler-Rose“ einbrachte. Von diesen Initialpflanzungen, aber auch aus Gärten breitet sich die Art in den Dünenlebensräumen der Inseln aus, wo sie heimische Arten wie z. B. die Dünenrose verdrängt. Beispielsweise sind auf Wangerooge schon über 90 % aller Dünenlebensräume von der Strauchart durchsetzt. Obwohl die Blüten stark duften, werden sie leider nicht von heimischen Schmetterlingsarten angeflogen. Auch die Blätter scheinen den Raupen nicht zu schmecken.

Damit der wertvolle Schmetterlingslebensraum am Kaiserschlot nicht verloren geht, hat sich  der BUND vorgenommen, den Bestand der nicht heimischen Gehölze zurückzudrängen. Um das Vorhaben zu verwirklichen, ist der Naturschutzverband eine Kooperation mit der Nationalparkverwaltung eingegangen. In Abstimmung mit der Stadt Norderney haben am vergangenen Samstag Mitglieder des BUND und der Nationalpark-Ranger Nico Erdmann auf einer Fläche von 300 m2 Kartoffelrosen zurückgeschnitten und teilweise gerodet. Da die Pflanzenart gegen Rückschnitt ausgesprochen widerstandsfähig ist,  soll die Pflegemaßnahme wiederholt werden. Im Sommer sind Exkursionen geplant, um zu kontrollieren, ob die Tagfalter den verlorengegangenen Lebensraum wieder besiedeln können.



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